Oh Gott! Es ist die Pubertät!
Die Pubertät. Dieses so unscheinbare Wort, hängt wie eine unheilvolle, dunkle Wolke über allen Eltern mit heranwachsenden Kindern. Über Nacht, mit Paukenschlag, sind wir plötzlich voll peinlich und schrecklich uncool. Einfach mega cringe!
Natürlich weiß man, dass die Pubertät alle Eltern trifft und es einem auch irgendwann erwischen wird, aber dennoch schlägt sie härter zu, als der Vorschlaghammer meines Papas.
Aus unseren Babies werden langsam kleine Erwachsene. Schnief!
Normalerweise stehe ich so gar nicht auf Plattitüden. “Ja, ja – die Kleinen werden einfach soooo schnell groß” oder “Genießt die Zeit, so lange sie so klein sind.”
Mir graut vor Sprüchen dieser Art. Dennoch wissen nur wir Eltern, wieviel Wahrheit hinter diesen vermeintlichen Floskeln wirklich steckt.
Noch gestern haben wir ihnen kunstvoll Windeln angelegt und wegen jede ihrer Flatulenzen einen regelrechten Veitstanz aufgeführt und jetzt sollen wir schon peinlich sein?
DAS DARF EINFACH NICHT SEIN! WIR SIND NOCH NICHT SO WEIT! WIR BRAUCHEN NOCH ETWAS ZEIT!
Mein Mann Paul, ist eh peinlich. Ist klar. Schließlich ist er auch ein Mann.
Aber JA! Auch ich bin peinlich geworden. Bin cringe. Ich war heute mit meiner Tochter in der City einkaufen und habe bemerkt, dass sie immer zweit Schritte hinter mir ging, anstatt, wie üblich, an meiner Hand.
Es hat ein paar Minuten gedauert, bis diese Information in meinem Kopf ankam. Meine Tochter ging hinter mir, weil ich ihr peinlich war.
OH MEIN GOTT!
Aber was zur Hölle ist falsch daran, wenn eine fast Fünfzigjährige enge Hosen mit Zebra-Print trägt?
Nun gut, die ein oder andere Metzgereifachverkäuferin hat mich schon gefragt, ob sie meinen Enkeln eine Scheibe Weißwurst geben darf. Räusper.
Aber das ist nur das Außen! Im Inneren bin ich zwanzig – max. fünfundzwanzig Jahre alt. Ein Twen mit grauen Strähnen und tiefen Lachfältchen.
Igitt, Papa! Ich mag keine Bussis mehr von Dir!
Meinen Mann Paul, trifft die Pubertät meiner Tochter besonders hart. Von gefühlt einem Tag auf den anderen, wurde es ihm verwehrt, mit seiner Tochter zu kuscheln.
Das Badezimmer wurde zur “Deadzone”, die Türe regelmäßig vor seiner Nase zugeschlagen.
Die Launen des Pubertier wechseln rasanter als bei einer Fahrt in der “Wilden Maus”. Man freut sich wie ein Schneekönig über jedes “Guten Morgen, Mama”, weil man weiß, dass nur Minuten später, wieder die Türen knallen.
Kennt ihr den Roman “Carrie” von Stephen King? Es handelt sich dabei um ein Mädchen, das nach seiner ersten Periode übernatürliche Fähigkeiten bekommt, und ihre Klassenkameraden, die sie früher gemobbt haben, tötet.
Für alle Eltern von noch kleinen Kindern! Genau SO fühlt es sich manchmal an. 🙂
Ganz ehrlich? Mir als Mama wird es bei so vielen Turbulenzen schwindelig – und das nur beim dabei zusehen.
Abnabeln schmerzt! Und wie!
Der Abnabelungs-Prozess schmerzt, aber er ist nun mal notwendig.
Unsere Kinder müssen ihren eigenen Weg gehen. Uns Eltern bleibt es nur erlaubt, sie auf diesen Pfad zu begleiten, Schritt für Schritt.
Sie werden ihre eigenen Spuren hinterlassen und dabei ihre Selbstständigkeit finden.
Und bei diesem “sich finden”, müssen sie Mama und Papa einfach peinlich finden. Das gehört dazu, wie Mayo auf die Pommes.
Ihre Helden von früher, haben nun plötzlich auch Schrammen und Makel, die sie früher noch nicht gesehen haben.
Die Pubertät heute ist kein Zuckerschlecken!
Ich bin froh darüber, in den späten 80er Jahren meine Pubertät durchlebt zu haben.
Aus der Retrospektive erscheint mir das wesentlich einfacher.
Damals musste ich mich nicht mit irgendwelchen großbusigen und wallemähnigen Instagram-Schönheiten vergleichen.
Mein Vorbild war die Susi aus dem 2 km entfernten Nachbardorf. Die hatte famose Dauerwellen und einen Wahnsinns Teint. Das wollte ich auch!
Die Zeit des Heranwachsens war für uns alle ähnlich. Keiner stach heraus, niemand war etwas Besonderes. Wir alle hatten unmögliche Frisuren, Pickel und schlecht sitzende Schulterpolster.
Wir wussten, dass wir ein paar üble Jahre vor uns haben würden, aber danach würde alles gut sein.
Die Heranwachsenden von Heute müssen einem enormen Druck von Außen standhalten.
Getrieben und verunsichert durch Social Media, versuchen sie, sich selbst zu finden.
Erwachsen werden in einer Welt voller Kardashians erscheint wie ein Tanz auf Scherben.
Die Zauberwörter: Selbstliebe und Dankbarkeit
Für uns Eltern ist die Pubertät beinhart. Eine weitere Entwicklungs-Phase. Wir schlittern von Phase zu Phase. Alles muss einen medizinischen Namen haben.
Früher war man einfach nur ein “komischer Vogel”. Heutzutage hat man eine schicke Diagnose, eine wohlklingende Etikettierung, welche es einem erleichtern soll, es zu akzeptieren.
Es ist nichts Angenehmes daran, tagein tagaus mit “Raus aus meinem Zimmer” beschimpft zu werden.
Es ist nicht wirklich sexy, täglich darüber diskutieren zu müssen, weshalb mehrmaliges Duschen durchaus Sinn machen kann.
Nein – dieser Höllenritt macht uns Eltern keinen Spaß! Aber wir sollten diese Herausforderung umarmen und dafür dankbar sein. Wir sollten die Pubertät als etwas Gutes ansehen.
Unsere Kinder tragen die Hauptlast. Sie müssen den wilden Tanz der Hormone lebend durchstehen. Wir haben verglichen dazu, nur eine sehr leichte Aufgabe.
Wir Eltern müssen nur dranbleiben, mit ihnen in Kontakt bleiben, sie begleiten, sie weiter unbändig lieben und einfach auch mal die Klappe halten, auch wenn einem mal wieder die Hutschnur platzt.
Wir müssen unseren Kindern am besten jeden Tag zuflüstern, dass sie wunderschön sind, außen und innen!, egal was die anderen sagen.
Gesunde Selbstliebe ist soooo wichtig. Gerade in der Pubertät. Ich hätte mir gewünscht, meine Eltern hätten mir zu mehr Selbstliebe und Dankbarkeit geraten.
Wäre dann alles leichter und besser gewesen?Ich glaube ja …! 🙂
Hey – unsere Kinder, unsere Babies, werden erwachsen. HERRLICH! Schluchz, Seufz, Schluchz! 🙂
In diesem Sinne, alles Liebe
Irina