Als unser Hamster Cookie Flügel bekam
Kinder und der Tod eines Haustieres. Es ist Freitag, Wochenende, und ich hätte mir ein schöneres Thema gewünscht, aber man kann sich nicht immer nur die Rosinen herauspicken. Wie heißt es so schön: Auch der Tod gehört zum Leben. Alles ist in ständiger Bewegung.
Der Tod und die Trauer um ein Haustier bei Kindern, waren für uns als Familie ein noch nicht betretenes Terrain. Neuland, mit dem wir uns auseinandersetzen mussten. Unser Hamster Cookie, ist vor zwei Tagen gestorben. Sie war ein Familienmitglied. Ihr Tod reißt ein Loch in unseren Alltag und unsere Routinen, das nicht durch Glauben oder gar Vernunft zu schließen ist. Es ist still ohne sie. Vielleicht wirkt das auf den ein oder anderen überzogen. Für uns fühlt es sich aber genauso an.
Ich hätte nicht gedacht, dass der Tod eines Hamsters einen derart umhauen kann.
„Ist ja schließlich nur ein Hamster … man muss doch die Kirche im Dorf sein lassen …“. Genau das, hätte ich noch vor ein paar Jahren, bevor Cookie bei uns einzog, gedacht und auch ausgesprochen. Unser Hamster Cookie hat uns eines Besseren belehrt.
Unser Hamster wurde Teil unserer Familie
Obwohl mein Mann und ich Tiere sehr mögen, standen wir der Anschaffung eines Haustieres, wie so viele Eltern, erst einmal skeptisch gegenüber. Für uns war wichtig, sich vorab mit dem Thema Haustier gründlich auseinanderzusetzen. Ein unüberlegter Schnellschuss kam nicht in Frage.
Unser aller Favorit war ein Hund. Aber aufgrund unserer aktuellen Lebenssituation, wäre dieser Wunsch jedoch nur äußerst schwer umsetzbar gewesen. Nach Wochen der Recherche, haben wir uns dann für einen Hamster entschieden und schien uns für den Einstieg ins “Haustier-Business” ideal.
Erneut kamen Fragen auf wie: wer macht den Käfig sauber? Ein Haustier kostet Geld – auch ein kleines. Und eigentlich haben wir doch gar keine Zeit, in unserem doch so stressigen Alltag.
Doch der Wunsch unserer Kinder, vor allem der unserer großen Tochter Matea, war so dringlich, dass wir uns breitschlagen ließen und uns für das kleinere „Übel“, einen Goldhamster, entschieden. Als wir dann ein paar Tage später, Cookie aus ihrer kleinen, braunen Box in ihren komfortablen, zweistöckigen Käfig entließen, wurde uns ganz warm ums Herz und wir wussten sofort, dass es eine gute Entscheidung war, sich für ein Haustier zu entscheiden. Unser Hamster Cookie wurde Teil unserer Familie.
Cookie hat unser Leben auf mannigfaltige Art und Weise bereichert. Natürlich ist ein Haustier auch etwas Arbeit und kostet Zeit, aber das nimmt man sehr gerne in Kauf. Um ehrlich zu sein – eigentlich hat man immer Zeit, man verplempert sie meist nur mit Dingen, die einem wichtiger erscheinen.
Ein Hamster ist nicht zwingend das ideale Tier für Kinder, aber man kann die Beziehung dennoch so gestalten, dass beide Seiten glücklich werden. Besonders für die Urlaubszeit braucht man jedoch eine gute Lösung.
Warum Haustiere der Seele so gut tun
Wir haben unseren Hamster als sehr bereichernd empfunden. Vor allem ich, da ich viel im Homeoffice war und ich Cookie immer neben mir im Käfig wusste. Auch wenn sie sich tagsüber nur selten blicken ließ, vermittelte sie mir das Gefühl, nicht alleine zu sein. Sie gab mir menschliche Nähe.
Ich habe Cookie Geschichten erzählt, ihr vorgesungen, sie war der Probehörer meines Kinderbuches (ja, auch so ein Hamster hat es nicht immer leicht:)) und wenn ich die Wohnung verließ, habe ich mich von ihr mit „Ich liebe dich, Cookie!“ verabschiedet. Verrückt, oder?
Hier nur eine Handvoll der vielen positiven Aspekte eines Haustieres:
– Tiere tun der Seele gut. In unserem Körper wird das Wohlfühl- und Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet.
– Alleine die Anwesenheit oder die Berührung eines Tieres hilft, um sich besser zu fühlen
– Tiere haben vielerlei positive Auswirkungen auf unseren Körper. Streicheln zum Beispiel, senkt den Blutdruck und wir schütten weniger Stresshormone aus.
– Kinder lernen spielerisch Verantwortung für jemanden zu übernehmen
Tiere nehmen uns so an, wie wir sind. Vor ihnen müssen wir uns nicht verstellen, nicht hübsch machen und keinen Erwartungen entsprechen. Sie geben uns ihre bedingungslose Liebe einfach so – wie auch Kinder.
Wie erklärt man einem Kind den Tod eines Haustieres?
Ich habe Cookie am späten Abend, tot neben ihrem Haus gefunden. Gott sei Dank schliefen die Kinder bereits. Paul und ich haben sie aus ihrem Käfig genommen, damit die Kinder am Morgen noch nichts davon mitbekamen. Keiner hätte mit solche einer Nachricht zur Schule gehen können. Auch ich und Paul waren vollkommen durch den Wind. Die Vorstellung unseren Kids diese traurige Nachricht überbringen zu müssen, bereitete uns Kopfschmerzen. Es würde für unsere Kinder der erste Kontakt mit dem Tod sein. Wie würden sie es aufnehmen?
Wie bringe ich es meinem Kind bei, dass jemand gestorben ist?
Paul hat früher Feierabend gemacht um alles vorzubereiten. Für uns war es wichtig, dass die Kinder von Cookie Abschied nehmen und sie ein letztes Mal sehen und streicheln konnten. Für Cookies letztes Zuhause, wurde eine Pralinen-Schachtel besorgt, was wirklich sehr passend war:).
Cookies Pralinenschachtel
Besonders schwer fiel es Paul, Cookie noch einmal sauber zu machen und für die Kinder entsprechend „schön“ vorzubereiten. Er heulte dabei Rotz und Wasser. Unser Hamster war auf Streu und Futter gebettet, umgeben von ihrem Lieblingssnack – Löwenzahn.
Sie sah aus wie eine schlafende, haarige Praline. Die Kinder konnten kommen …
Wir hielten uns in den Armen und haben ihnen in ruhiger Atmosphäre beigebracht, dass Cookie leider gestorben ist. Es hat ein paar Sekunden gedauert, bis die Information in den Köpfen ankam, erst glaubten sie an einen Scherz, wenig später lagen wir uns weinend in den Armen. Die Situation war nicht schön, aber sie war sehr innig und befreiend. Wie konnten endlich aussprechen, dass Cookie nicht mehr bei uns ist und zusammen als Familie trauern.
Wie gehen eigentlich Kinder mit Trauer um?
Auch diese Frage stellten wir uns natürlich. Jeder trauert individuell. Mehr Tränen, bedeuten keinesfalls mehr Trauer. Werden sie mit dem Tod ihres Lieblings zurechtkommen? Kinder trauern anders als Erwachsene, sie trauern in Intervallen …
Natürlich war der Kummer groß und es wurde auch viel geweint, aber sie haben es besser aufgenommen, als wir es uns erhofft hatten. Den Kindern hat geholfen, Cookie so friedlich in ihrem Nest zu sehen, von ihr Abschied nehmen zu können und sie ein letztes Mal zu streicheln. Ich glaube sie fanden auch gut, dass auch Mama und Papa ihren Gefühlen freien Lauf ließen und ungeniert mitgeweint haben.
Wir erinnerten uns zusammen an die schönen Erlebnisse mit ihr. Aber es braucht Zeit, diese nüchternen Gedanken zulassen zu können. Wir sind nun einmal nur kleine Menschlein, die trotz all ihres vermeintlichen Wissens, ihre Probleme mit dem Tod haben.
Wir sind gläubig. Mit war daher wichtig ihnen mitzugeben, dass nur Cookies Hülle im Körbchen liegt und ihre Seele längst an einem anderen Ort ist. Für mich ist das kein Vermenschlichen. In meiner Welt, kommen auch Tiere in den Himmel. Für uns springt Cookie vergnügt im Hamster-Himmel umher und nagt an ihrem Löwenzahn.
“Du bist nicht mehr dort wo du warst, aber du bist überall, wo wir sind”
Und dennoch – obwohl wir an ein Leben danach glauben, holt einem in solchen Momenten dann doch der Unglaube ein. Ich habe mir eingebildet, souveräner mit dem Tod eines Haustiers umgehen zu können.
Aber denkste – es hat mich eiskalt erwischt. Der Tod ist ein Arschloch!
Wir haben Cookie vor unserem Fenster, unter einem Rhododendronbäumchen begraben. Meine Tochter Matea hat an Cookie einen Brief geschrieben und darin stand: “Wir wünschen dir noch einen neuen, schönen Weg im Hamster-Himmel und das du viele neue Dinge findest und erlebst“.
Wir lieben dich Cookie …