Zwillingsgeburt: Natürlich oder Kaiserschnitt?
Meine Zwillingen Mick & Maya, kamen drei Jahre nach der wunderbaren Erfahrung meiner ersten Geburt zur Welt. Und zwar per Kaiserschnitt (Sectio).
Nachdem wir uns voll und ganz für ein zweites Kind entschieden hatten, wurde ich wieder schnell schwanger.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie überglücklich ich war, als mein Frauenarzt das positive Testergebnis bestätigte.
Mein Doc hatte es damals wie folgt formuliert: “Liebe Frau Mesko, da hat Ihnen der Osterhase wohl zwei Eier ins Nest gelegt”.
Da ich mich damals mit dem Thema “Mehrlinge” noch so gar nicht auseinandergesetzt hatte, kam die Essenz dieser Aussage sehr zeitverzögert bei mir an.
Erst als er weiter von zwei Fruchtblasen und zwei Fruchthöhlen (bei zweieiigen Zwillingen) dozierte, fiel der Groschen.
Die Erkenntnis traf mich wie eine Holz-Keule. WUSCH!! Wir sollten tatsächlich Zwillingen bekommen.
Oh mein Gott!!
Zwillinge: Elternglück im Doppelpack!
Meine Beine zitterten als ich die Sprechstunde verließ und wie in Trance Paul anrief. Er war bei einem Fotoshooting und saß bereits wie auf heißen Kohlen.
Als ich ihm die frohe Zwillingsbotschaft verkündete – ganz ohne Harfen- und Schallmeienklang – musste er sich erstmal setzen. Seine Beine wurden überraschend elastisch :).
Zwillinge?! Wir? Wie konnte dass denn nur passieren? 🙂
Unter 1000 Geburten kommen doch nur 17 Zwillingspaare auf die Welt!
Im Lotto hatten wir doch nie so ein Glück!
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit Zwillingen zu bekommen?
- Ganz allgemein kann man sagen, dass Schwangere über 35 Jahren, die zuvor bereits ein Kind hatten, eher von einer Schwangerschaft mit eineiigen oder zweieiigen Zwillingen betroffen sein können. In meinem Fall also: BINGO!!
- Kommt in der Familie der Frau bereits Zwillinge vor, ist die Wahrscheinlichkeit höher, selbst Zwillingen zu bekommen.
- Bei einer künstlichen Befruchtung ist die Wahrscheinlichkeit auch ungleich höher.
Ich bin der intuitive Bauchtyp. Mein Mann fällt Entscheidungen aus der Überlegung heraus. Innerhalb einer Sekunde hatte er umrissen, was zwei zusätzliche Erdenbürger im Hause Mesko, für unseren Mikrokosmos bedeuten würden:
Die “Otto-Normal-Familie”, mit zwei Kindern also, ist ja noch irgendwie zu stemmen.
Bei drei Kindern jedoch, wird es exponentiell komplizierter.
Bald würden wir zu fünft sein. Leichte Panik befiel uns. Dieser Umstand bedeutete für uns:
- Umzug in eine größere Wohnung. Wir liebten unser buntes & familiäres Viertel. Die Wahrscheinlichkeit eine größere UND bezahlbare Wohnung zu finden, ging mathematisch gesehen gegen 0.
- Größeres Auto. Unsere Recherche machte uns klar, dass es nur wenig bezahlbare Autos für drei Kinder auf dem Markt gab.
- Neues Kids-Equipment. Größere Anschaffungen wie ein Kinderwagen oder das Bett mussten wieder “neu” besorgt werden.
- Und zu guter Letzt: Ein neuer Job für mich und meinen Mann. Mein Mann wechselte wegen einer bezahlbaren Betriebskinderkrippe den Job. Und auch ich fühlte mich aufgrund der neuen Situation dazu gedrängt, mich anderweitig zu orientieren.
Wie ihr sehen könnt, bringen Zwillinge eine Menge unsicherer Variablen mit sich.
ABER: Die Freude überwog zu jeder Zeit!
Vor allem unsere Erstgeborene Matea, freute sich wahnsinnig auf ihre brandneuen Geschwister!
“Heisser Scheiß” sozusagen :).
Risiken einer Mehrlingsschwangerschaft
Erneut ging ich mit einem unerschütterlichen Grundvertrauen in meine zweite Schwangerschaft, obgleich mir die Risiken einer Mehrlingsgeburt bei Spätgebährenden bewusst waren.
Schließlich kommt es bei über 25% der Mehrlingsschwangerschaften zu einer Fehlgeburt.
In der frühen Schwangerschaft gibt es zwar keine anderen Risiken als bei Einlingen.
Die Gefahr steigt erst im zweiten und dritten Trimester in Form von Frühlingsgeburtlichkeit.
Mehr als 60 % der Zwillinge werden vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren, wobei ca. 12 % vor der 32. Schwangerschaftswoche, auf die Welt kommen.
Schließlich drückte erheblich mehr Gewicht von oben.
Mögliche Gefahren einer Mehrlingsschwangerschaft:
- Trägt eine Frau zwei Babys unter ihrem Herzen, handelt es sich per Definition immer um eine Risikoschwangerschaft. Im Vergleich zu Einlingen ist das Risiko bis zu viermal größer, das die Babys die letzten Schwangerschaftsmonate nicht überleben oder z.B. durch Geburtskomplikationen behindert sein werden, höher. Diese Schwangerschaft muss in jedem Fall intensiver überwacht werden.
- Eineiige Zwillinge weisen höhere und andere Risiken auf als zweieiige Zwillinge. Da sie sich in den meisten Fällen einen Mutterkuchen teilen, gibt es bestimmte Risiken, die nur die eineiigen Zwillinge betreffen. Diese werden vom Gynäkologen abgeklärt und engmaschig beobachtet sowie überprüft.
- Vanishing-Twin-Syndrom: Wo ist der zweite Zwilling? Dies ist der Tatsache geschuldet, dass bei Mehrlingen stets die Möglichkeit besteht, dass sie rd. 4 Wochen vor dem errechneten Termin auf die Welt kommen.
- Es besteht das Risiko der Unreife. Da sich eineiige Zwillinge eine Plazenta teilen, kann es zum Wachstumsrückstand eines Kindes kommen.
- Für die Mutter ist die körperliche Beanspruchung enorm und dann besteht bei ihr eben auch das Risiko der Schwangerschaftsvergiftung, die bei einer Mehrlingsschwangerschaft häufiger vorkommen kann.
Während ich bei meiner ersten Tochter bis zum Schluß körperlich fit war, setzten mir die Zwillis vor allem im letzen Drittel körperlich stark zu.
Mein Bauch war so groß wie Afrika. 🙂
Die gute Nachricht: Wenn auch jede Zwillingsschwangerschaft offiziell als Risiko gilt, so birgt nicht gleich jede Schwangerschaft mit Zwillingen Komplikationen.
Ist eine spontane Geburt bei Zwillingen oder Mehrlingen überhaupt möglich?
Bei Zwillingen ist eine spontane Geburt auf jeden Fall möglich. Drillinge müssen meist per Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden.
Good News: Entwickeln sich Zwillinge hingegen ohne Komplikationen, können sie ab der 33. SSW häufig auch vaginal entbunden werden.
Welche Risiken birgt ein Kaiserschnitt?
Ein grundsätzliches Risiko ist, dass der Kaiserschnitt zu einer schlechteren Anpassung der Kinder führt, die als geplante OP vorher nicht wissen, dass sie geboren werden. Und es gibt bestimmte operationsspezifische Risiken, etwa Blasenverletzung, höherer Blutverlust oder die starke körperliche Beeinträchtigung der Mutter durch die OP.
Meine Zwillingen kamen per Kaiserschnitt zur Welt
Meine Fruchtblase platzte in der 37. SSW, pünktlich zum Urlaubsstart meines Mannes. Wie immer hatte er hervorragend geplant 🙂
Ich wollte es mir offen lassen, ob die Zwillingen per Kaiserschnitt oder spontan auf die Welt kommen würden.
Da sich die Lage der Zwillis für eine normale Geburt dann als nicht ideal erwies, entschieden wir uns schnell für einen Kaiserschnitt.
Eine spontane Geburt wäre mir lieber gewesen, da ich das Gefühl hatte, dann mehr die Kontrolle über den Geburtsvorgang zu haben.
Dann ging alles ganz schnell. Innerhalb kürzester Zeit fand ich mich im OP wieder und suchte nach Paul, der noch nicht zu mir gelassen wurde.
Endlich war Paul bei mir, seine bloße Anwesenheit beruhigte mich. Als es dann losging und es extrem in meinem unteren Bereich zu ruckeln begann, startete mein Kopfkino!
Mir wurde bei der Vorstellung dessen, was gerade bei mir passierte schlecht und mein Kreislauf versagte.
Ich wünschte mir sehnlichst Wehen herbei! Mir ging es nicht gut. Starke Übelkeit machte es mir leider nicht möglich, meine Geburt so richtig zu genießen.
Umso größer war die Freude danach! Es war ein phantastisches und maßlos glückliches Gefühl, als ich meinen Sohn Mick auf meinen Bauch gelegt bekam. Er schrie wie verrückt.
Eine Minute später konnte ich meiner Tochter Maya bereits über ihr Köpfchen streicheln.
Auch bei ihr schien alles in Ordnung zu sein. Paul zählte immer alles Zehen und Finger durch 🙂
Paul & ich waren überglücklich, gesunde Babys zur Welt gebracht zu haben! 🙂 🙂
Wie ich schon erwähnte, wäre mir eine normale Geburt lieber gewesen als ein Kaiserschnitt. Nun machte ich eben das Beste aus dieser Situation, was anderes blieb mir schließlich nicht übrig.
Die Zwillinge wurden mir sofort zum (Tandem)-Stillen auf meinen Bauch gelegt und sie fanden den Weg zur Quelle (fast) ganz automatisch und intuitiv.
Zum Thema (intuitives) Stillen gibt es in meinem nächsten Blogbeitrag einen ausführlichen Bericht.
Schnell merkte ich am eigenen Leib, was ein Kaiserschnitt für Nachteile birgt.
Da ich mich sofort um die Zwillis kümmern musste, registrierte ich rasch, wie körperlich eingeschränkt ich durch den Kaiserschnitt war.
Es tat einfach echt saumäßig weh! Jede Bewegung schmerzte und dann waren da noch diese zwei kleinen Würmchen, die ständig Hunger hatten! 🙂
Natürlich gibt es auch beim Kaiserschnitt zwei Seiten der Medaille. Er hat auch gute Seiten.
Vorteile Kaiserschnitt:
- Der Beckenboden wird weniger in Mitleidenschaft gezogen, das Risiko von Inkontinenz ist geringer.
- Der Kaiserschnitt ist planbar. Man kann sich ggf. um eine Betreuung von Geschwisterkindern kümmern
- Der Intimbereich bleibt unversehrt. Nun ja …:) Das Sexualleben verändert sich somit nicht – zumindest nicht aus körperlichen Gründen 🙂
- Keine Wehenschmerzen. Wer Angst vor Schmerzen hat, natürlich ein klares Plus!
- Das Risiko für Komplikationen beim Baby ist beim geplanten Kaiserschnitt geringer.
- Wer sich sterilisieren lassen will, kann das mit dem Kaiserschnitt kombinieren, das kostet deutlich weniger als eine zweite, separate Operation. Für mich kam das nicht in Frage, da ich mir durchaus noch mehr Kinder vorstellen konnte! 🙂
- Das Risiko einer Traumatisierung von Mutter und Vater ist geringer.
Nachteile Kaiserschnitt:
Nach einem Kaiserschnitt braucht der Körper viel Ruhe. Die Schnittnarbe muss verheilen, was bedeutet, dass man anfänglich in seiner Bewegungsfreiheit sehr eingeschränkt ist. Eventuelle Geburtsverletzungen bei einer vaginalen Geburt verheilen dagegen wesentlich schneller und unkomplizierter.
Es kommt bei einem Kaiserschnitt häufiger zu Thrombosen, Embolien oder Infektionen als nach einer natürlichen Entbindung.
Bei der vaginalen Geburt wird durch den Druck im Geburtskanal das Fruchtwasser vollständig aus den Lungen des Babys gepresst. Bei einer Sectio ist das nicht der Fall. Daher werden bei Kaiserschnittbabys häufiger Atem- und Anpassungsschwierigkeiten beobachtet.
Kinder, die auf einem natürlichen Weg zur Welt gekommen sind, leiden laut Studien weniger häufig unter Allergien und Infektionen.
Die Geburt kommt für Mutter und Kind sehr plötzlich. Der körperliche Einsatz der Frau und des Babys bei einer normalen Geburt trägt zur Mutter-Kind-Bindung bei. Nach einem Kaiserschnitt könnte das verzögert stattfinden.
Auch auf das Stillen könnte eine Sectio einen negativen Effekt haben. Bei mir lief auch bei den Zwillingen sofort nach der Geburt beim Stillen alles wie am Schnürchen.
Im Großen und Ganzen konnten wir mit dem Verlauf unserer Geburt sehr zufrieden sein.
Die Babys waren zwar offiziell Frühchen, aber davon ließen sie sich nicht beirren.
Sie wuchsen und gediehen sehr schnell, so dass wir schon nach 3 Tagen! das Krankenhaus zu fünft wieder verlassen konnten.
Da das Stillen auch wieder sehr gut klappte, fühlte ich mich bereit dazu, mich der Aufgabe “Großfamilie” zu stellen.
Schließlich hatte ich ja auch Paul an meine Seite, der sich in der ersten Zeit seiner Elternzeit, vor allem um unsere Dreijährige kümmern sollte.
So zumindest sah es unser Plan vor …
Die Zwillingen würde ich schon alleine wuppen.
So einfach war es dann doch nicht.
Es kamen wirklich harte Wochen auf uns zu.
So kampierten wir wochenlang im Wohnzimmer auf der Couch um den Schlaf unserer großen Tochter nicht allzu sehr zu stören.
Mehr zum Thema “Was braucht man für Zwillinge überhaupt” und “Stillen mit Zwillingen” gibt es in meinen nächsten Blog-Beiträgen 🙂
Ich hoffe sehr, euch ein wenig geholfen zu haben und ihr nun ein wenig entspannter auf eure individuelle Situation blickt.
Mit Gottesvertrauen, einer Portion Humor und einer gewissen positiven Grundeinstellung ist vieles möglich.
Solltet ihr noch Fragen haben, habe ich immer ein offenen Ohr für euch.
Schreibt mich gerne an.
In diesem Sinne, alles Liebe
Irina
Bis bald
Irina